Wie steuert das Gehirn unser Verhalten?

Seit Generationen beschäftigt diese Frage die Wissenschaft. Verschiedene Disziplinen erforschen das menschliche Verhalten und haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Erkenntnisse beigetragen. Zu nennen sind hier insbesondere die Bereiche Anthropologie, Psychologie, Psychoanalyse, Soziologie, Philosophie und Neuroanatomie. Das Verhalten des Menschen ist aus unterschiedlichsten Perspektiven und unter den verschiedensten Rahmenbedingung beobachtet, dokumentiert und beschrieben worden. Unsere „Hardware“, das Gehirn und seine Nervenbahnen, ist ebenfalls seit Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Dank moderner bildgebender Verfahren ist es heute möglich, Prozesse im Gehirn sichtbar zu machen, während Verhalten stattfindet. Was allerdings bis heute fehlt, ist eine Theorie, die beide Seiten miteinander verbindet und die Erklärung dafür liefert, wie das Gehirn unser Verhalten generiert. Das „Psychische“ gilt bislang als die große Black Box der modernen Gehirnforschung. Gerade die Psyche bestimmt jedoch maßgeblich unser Handeln. Im Folgenden soll es deshalb darum gehen, Verständnis über die Funktion der menschlichen Psyche zu erlangen, aus der neuroanatomischen Struktur des Gehirns auf dessen Funktion zu schließen und eine integrierte Theorie zu entwickeln, welche die psychischen Funktionalitäten der menschlichen Verhaltenssteuerung umfassend berücksichtigt. Hiermit lade ich Sie ein zu einem spannenden Exkurs in die phantastische Welt des Empfindens und Fühlens, des Wahrnehmens, Denkens und Handelns. Bitte folgen Sie mir auf eine Reise in unser Gehirn!

Donnerstag, 29. April 2010

Neuronale Kommunikation

Allgemein bekannt ist, dass neuronale Reizübertragung auf elektrischem Wege erfolgt. Ein weit verbreiteter Irrtum besteht allerdings in der Annahme, unser Gehirn wäre so etwas, wie ein sehr komplizierter elektrischer Schaltkreis, in dem über Leiterbahnen elektrische Impulse fließen würden. Auch wenn diese Annahme naheliegend erscheint, so ist sie dennoch weitgehend falsch. Neurone sind zwar leitfähig und übertragen an ihrer Oberfläche auch elektrische Ströme. Doch ist der Leitungswiderstand relativ hoch, was eine Informationsverarbeitung auf diesem Wege einerseits sehr ineffizient machen würde. Andererseits wären unter solchen Gegebenheiten nur vergleichsweise einfache Schaltkreise möglich, vergleichbar einer Elektroinstallation in einem Wohnhaus, nicht jedoch eine derart komplexe und hoch spezialisierte Informationsverarbeitung, wie jene des menschlichen Gehirns. Doch wie funktioniert dieser Prozess?

Um sich die Funktionsweise von Neuronen zu veranschaulichen, kann man sich ein Neuron ähnlich wie einen Baum vorstellen, dessen Zweige wiederum mit den Wurzeln anderer Bäume in Verbindung stehen. Jeder dieser Bäume hat Wurzeln (Dendriten), einen kräftigen Fuß (Soma), einen Stamm (Axon), einige Äste (Kollateralen bzw. Terminalen) und viele kleine Zweige (Prä-Synapsen). Die Zweige haben wiederum Verbindungen (Post-Synapsen) zu den Wurzeln (Dendriten) anderer Bäume (Neurone). An den Verbindungsstellen (Synapsen) befindet sich jeweils ein schmaler Zwischenraum (synaptischer Spalt). An seinen Zweigen (Prä-Synapsen) hat jeder Baum (Neuron) kleine Blütenknospen (Vesikel) mit darin befindlichen Pollen (Transmittern).

Die Wurzeln (Dendriten) dagegen verfügen an ihren Verbindungsstellen (Post-Synapsen) zu den Zweigen (Präs-Synapsen) vorgeschalteter Bäume (Neurone) über direkte (ionotrope) Kanäle (Rezeptoren). Diese Kanäle sind zumeist geschlossen (inaktiv), werden jedoch geöffnet (aktiviert), sobald Pollen (Transmitter) von der Gegenseite andocken. Um diese Kanäle (Rezeptoren) zu öffnen, ist es daher notwendig, dass sich die Blütenknospen (Vesikel) an den Zweigen (Prä-Synapsen) des vorgeschalteten (prä-synaptischen) Baums (Neurons) öffnen, um ihre Pollen (Transmitter) in den Zwischenraum (synaptischen Spalt) zu entlassen. Erst wenn dies geschieht, ist ein Baum (Neuron) in der Lage, durch die Kanäle (Rezeptoren) an seinen Wurzeln (Dendriten) einen Stoffwechsel (Ionen-Transport) zu realisieren.

Die Blütenknospen (Vesikel) des vorgeschalteten (prä-synaptischen) Baums (Neurons) wiederum öffnen sich erst, wenn Wasser (Natrium-Ionen-Einstrom) aus den Wurzeln (Dendriten) durch den Fuß (Soma) und den Stamm (Axon) bis in die Zweige (Terminalen) aufsteigt. Allerdings nimmt ein Baum (Neuron) an seinen Wurzeln (Dendriten) nicht nur Wasser (Kalzium-Ionen und Natrium-Ionen) auf, sondern auch diverse Nährstoffe (u.a. Chlorid-Ionen und organische Ionen). Welche das jeweils sind, ist abhängig von der Art (Typ bzw. Subtyp) des jeweils geöffneten Kanals (Rezeptors). Welche Kanäle jeweils geöffnet werden, hängt wiederum von der Art (Typ bzw. Subtyp) der Pollen (Transmitter) im Zwischenraum (synaptischen Spalt) ab.

Zusätzlich ist ein solcher Baum (Neuron) in der Lage, im Rahmen der Selbstregulation (Homöostase) einen Teil des aufgenommenen Wassers (Kalzium-Ionen) in seinem Speicher (Endoplasmatisches Reticulum) im Fuß (Soma) einzulagern. Diese Wasserspeicherung (Kalzium-Homöostease) wird durch interne Prozesse (Second Messenger) im Fuß (Soma) des Baums (Neurons) verstärkt (Steigerung der Adenylatcyclase) oder verringert (Hemmung der Adenylatcyclase), die über indirekte (metabotrope) Kanäle (G-Proteine) an den Verbindungsstellen (Postsynapsen) vermittelt werden. Ob und wann ein Baum (Neuron) blüht (ein Aktionspotential generiert und feuert), hängt demnach einerseits davon ab, wie viel Wasser (Kalzium-Ionen und Natrium-Ionen) er jeweils über seine Wurzeln (Dendriten) aufnimmt, andererseits auch davon, wie viel davon er jeweils zeitgleich speichert (Kalzium-Homöostease) bzw. aus seinem Speicher (Endoplasmatisches Reticulum) zusätzlich frei gibt.

Obwohl die Artenvielfalt unter den Neuronen sehr groß ist, so verwenden diese doch insgesamt nur eine recht überschaubare Zahl verschiedener Transmitter. Deshalb ist es sinnvoll, die Neurone entsprechend der von ihnen jeweils verwendeten Transmitter in Gruppen einzuteilen. Über den jeweils von einem Neuron verwendeten Transmitter definiert sich seine Wirkung auf das jeweilige Zielneuron, was wiederum Rückschlüsse auf seine spezifische Aufgabe im neuronalen Netzwerk ermöglicht. Die aus Sicht des Autors für die Handlungssteuerung wichtigsten Transmitter im ZNS sind Glutamat, GABA, Acethylcholin, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Histamin und Aspart. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Transmitter und Co-Transmitter, die an dieser Stelle zunächst keine oder nur am Rande Berücksichtigung finden sollen.

2 Kommentare:

  1. wow, wow, wow..... mein kleines einheitswelthirn kommt ja gar nicht ganz mit... smile..
    absolut interessant hier!!

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Sundownerin,

    freut mich, dass es Dir hier gefällt. ;-)

    Schau doch gerne wieder mal rein. Demnächst geht's übrigens hier weiter... inklusive der graphischen Darstellungen des Gehirns in all seinen Details und der ausführlichen Erklärung meiner neuen Theorie:

    http://www.gehirn2punkt0.de/

    Dieser Blog wird dann als Diskussionsplattform in die Seite eingebunden. Die Beiträge hier (bis jetzt sind's ja noch nicht allzu viele *lächel) werden also erhalten bleiben.

    LG, Marcus

    AntwortenLöschen